Stilleben mit heruntergefallenem Lüster
Wenn ick aber so vollständig ehrlich sein soll, so komm ich nicht umhin einzugestehen, daß ich hochgradig resigniert bin. Die Sackgasse, in welche ein paar in der ersten Jahreshälfte angelaufene zügige Entwicklung versprechende Entwicklungslinien mich überraschend reinmanövrierten (skizzenhaft umrissen unter "Spiralisches"), lähmt mich. Ich weiß nicht, was tun. Und, was das Schlimmste ist – ich hab auch keine rechte Lust, was zu tun.
Aber ich muß was tun, da von meinem Tun auch andere abhängen.
Und auch die Espressovorräte sind grad eben zu Ende gegangen.
Die Espressovorräte werd ich heute nachmittag erneuern. Geld hab ich noch; für mich und meinen Espresso reicht es noch eine Weile (bloß kann ich niemanden mehr unterstützen).
Die Espressovorräte werd ich erneuern; und auch aus der Resignation werd ich mich herauswurschteln. Zum Steckenbleiben sind die Kraftreserven zu groß; und eben weil sie so groß sind würde ich es gar nicht schaffen, in einer Sackgasse zu verharren. Bleibt nix anderes übrig als: innere Lähmung mitsamt widrigen Umständen überwinden und weiter.
Und auch noch aus dem Grunde weiter, weil das Fortkommen anderer von mir abhängt.
Machen wir.
Auch wenn ich noch immer keine Ahnung habe: wie und in welche Richtung.
Aber ich hab schon schlimmeres erlebt.
Schreiben tu ich kaum noch; weder in Deutsch noch in Russisch. Höchstens mal kürzeres, aphoristisches. Und ab und zu sichte ich bereits Geschriebenes; korrigiere, arbeite aus, setze Links zu längst Geschriebenem, damit diejenigen, die das interessieren könnte, es finden.
Knipse und kümmere mich um meine Fotovorräte. Fotografieren ist nicht mein Metier; aber während dieser Monate der Resignation hab ich in Sachen Umgang mit dem Fotoapparat und dem Fotobearbeitungsprogramm einiges gelernt. Zum Fotografen wurde ich darüber nicht; aber ich kann das alles nun viel besser als vor dem Einmünden in jene Sackgasse.
Wozu immer auch das gut sein soll.
Beim Sichten alter Fotovorräte entdeck ich manchmal selbst an manchen völlig danebengegangenen Knipsresultaten, daß man noch was rausholen kann. Und hol's raus. Und erleb die verrücktesten Überraschungen.
Iss ja ähnlich, wie ich es mir manchmal beim Schreiben ergeht; nur daß ich beim Schreiben alles besser überblicke und bewußter ausgestalten kann: irgendwelche danebengegangene zufällig erhalten gebliebene Notizen oder spontane unsinnige Einfälle erwachen plötzlich zu überraschendem Leben.
Genauso wie auch diese völlig danebengegangene Situation irgendwann neues Leben aus sich heraussprießen lassen wird.
Geht nicht anders.
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So isses.
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Eben.
Nachbemerkung Dezember 2015
Dies schrieb ich vor zwei Jahren.
Nach Aufräumarbeiten also in dem Trümmerfeld einer zusammengekrachten Unternehmung und ohne recht zu verstehen, was nun weiter.
Würde sich heute eine Möglichkeit bieten, das Zusammengekrachte in der ursprünglichen Form wieder aufzugreifen und neu aufzubauen, so würde ich selbige Möglichkeit nicht berücksichtigen.
In der damals vorgesehenen Form würde das nicht mehr in die seitdem stark veränderte Weltlage reinpassen.
Wäre das damals in lebensfähiger Form zustande gekommen, so hätte man unter Berücksichtigung der wechselnden Weltlage Inhalt und Form weiterentwickeln können.
Was vor zweieinhalb Jahren Sinn hatte, wäre heute Unsinn.
Bis heute weiß ich nicht so recht, was tun. Nicht wegen vergangener Trümmerfelder, sondern allgemein. Geht vielen so; darunter auch solchen, die ausgelatschte Pfade vorziehen: danämlich auch die ausgelatschten Pfade zunehmend unbegehbar werden.
Immerhin hab ich heute viel mehr Kraft als noch vor zwei Jahren.
So isses.