Seit etwa drei
Wochen werde ich ununterbrochen und in allen möglichen Sprachen von allen
möglichen Seiten mit Facebook-Kontaktanfragen, WhatsApp-Nachrichten und
sonstigem beehrt. Hatte ich noch nie. Vermute, daß irgendwo irgendwas über mich
veröffentlicht wurde; keine Ahnung.
Außer Werbung für
Schlankheitsmittel, Einladungen zu Sexchats und sogar einigen ernsthaften neuen
Kontakten brachte die Kontaktanfragen-Welle noch eine Woge von mir zugedachten
riesigen Erbschaften und Schenkungen, für die ich, um Millionär zu werden, als
erstes die vergleichsweise harmlosen Verwaltungsgebühren zahlen müsste.
Ärgerlich die Zudringlichkeit der die Erbschaft verwaltenden "Notare"
und "Anwälte"; zeitweise piepst alle paar Minuten das WhatsApp. Doch
manche von ihnen sind von solch erfrischender Dämlichkeit, dass sie Material
liefern für literarische Verarbeitung. Vielleicht tu ich es noch.
♦♦♦
Grad eben
schickte ich einen von ihnen zum Teufel (ob er es bemerkt hat, weiß ich nicht):
♦♦♦
Ich:
"Machen wir es so: Sie - oder sonst
jemand - zahlt für mich die 490 Euro Verwaltungsgebühren. Nach Erhalt der
versprochenen Summe überweise ich Ihnen - oder wem auch immer - das zehnfache
der Summe, bzw. aufgerundet 5000 Euro. -Wenn es ehrlich ist, wenn ein solcher
an mich zu überweisender Betrag tatsächlich existiert und überwiesen wird - hat
derjenige, der die Gebühren vorstreckt, einen Gewinn von 4510 Euro. - Falls es
nicht ehrlich und eine solche Erbschaft nicht existiert - habe ich keinen
Verlust von 490 Euro.
Das wäre doch
eine Lösung? oder?"
♦♦♦
Er antwortete
umgehend und bestand darauf, dass ich 490 Euro überweise. - Ich wurde denn
direkter:
♦♦♦
"Aufgrund unseres
Schriftwechsels kann ich an die Realität einer solchen Erbschaft - gleich den
anderen Fällen - nicht so recht glauben. Unsere Korrespondenz liefert
interessantes Material für literarische Bearbeitung. Dafür möchte ich Ihnen
danken"
♦♦♦
Und noch eine
kurze Unterhaltung mit einem anderen „Erbschaftsverwalter“, gleich im Anschluss
an oben wiedergegebene (um welche mir zugedachte Summe es grad geht, weiß ich
nicht mehr; aber sicher sehr viel).
Auf die Frage,
warum ich ihm nicht antworte, erhielt er denn die Antwort:
♦♦♦
Ich:
Wie gesagt: Ich
kann keine 150 Euro riskieren. Und noch einmal: wenn jemand für mich vor Ort
die Verwaltungsgebühren bezahlt, schicke ich ihm gleich nach Erhalt der
versprochenen Summe das Zwanzigfache. - Sollte die versprochene Summe
tatsächlich existieren, so hätte der Betreffende einen Gewinn von 5850 Euro. -
Falls die Summe nicht existiert (was ich leider vermuten muss) habe ich keinen
Verlust von 150 Euro.
Im Laufe der
letzten paar Wochen hatte ich eine ganze Reihe solcher Angebote; teilweise
solch offensichtlicher Schwindel, dass ich gar nicht antwortete. Auf einige
reagierte ich; teilweise aus Neugier, um zu sehen, womit meine Zeitgenossen ihr
Geld verdienen, und in einigen Fällen schien es mir sogar, als könne es ehrlich
gemeint sein. So oder so habe ich interessantes Material gesammelt für
literarische und publizistische Bearbeitung
Der Herr Rechtsanwalt:
Sir, wenn Sie
meine Nachricht erhalten haben, antworten Sie mir bitte so schnell wie möglich
Weil ich nichts
Schlechtes zu Ihnen sage, es ist Ihr guter Herr, ich möchte, dass es Ihnen gut geht,
glauben Sie mir
Ich:
Das freut mich.
Und ich quäle mich nun weiter ab, um aus dem finanziellen Engpass rauszukommen.
Auf realen Wegen, ohne 150 Euro in den Wind zu schleudern. Sollte real jemand
daran interessiert sein, dass ich meine Tätigkeit unbedrängt von finanziellen
Sorgen weiterführen kann, so würden sich auch Wege finden, das mit den Gebühren
zu regeln.
Wie ich die Situation aufgrund unserer Korrespondenz einschätze geht
es hier rein darum, von mir - wie auch von unzähligen anderen - Gebühren zu
kassieren für nicht existierende Verwaltungsaktivitäten. Ist das so? Ich weiss
es nicht, schliesse es aber nicht aus. Wenn es so ist wie ich vermute, wünsche
ich Ihnen, dass Sie es irgendwie mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, Ihre
Mitmenschen an der Nase herumzuführen.
♦♦♦
Als
Einstiegsillustration Stelle aus einem Vertrag, den ich unterzeichnen sollte,
um 600.000 Euro zu erhalten (von Verwaltungsgebühren ging da, glaub ich, noch
keine Rede.)
Die Unterhaltung war in Deutsch, der Vertrag in Französisch. In
deutscher Übersetzung lautet das rot gedruckte: „sechshundert Millionen Euro“
Und in Klammern die klein wenig bescheidenere Summe. Dem Herrn Rechtsanwalt
antwortete ich in Deutsch, daß ich ein solches Wirrwarr nicht unterschreiben
kann; und wenn er kein Französisch kann, soll er den Vertrag in Deutsch
schreiben, oder ihn wenigstens von jemandem, der Französisch kann, prüfen
lassen.
Und der Dame riet ich, in scheinbarem Ernst, sich einen richtigen Notar
zu suchen und daß ein Mensch, der solches Wirrwarr verschickt, als Notar wohl
kaum zu gebrauchen ist.
Womit die Sache
mit den 600.000 Euros vermutlich erledigt ist. Oder auch nicht; keine Ahnung.
♦♦♦
Aber ausgesprochen
nervig ist dieses Volks... Werd nun wohl anfangen mit Blockieren, und das
gesammelte Material publizistisch oder literarisch verarbeiten.
Fortsetzung am 13. Dezember 2022
Und das hörte
nicht auf.
Nachfolgend eine
gestern per WhatsApp an einen gebührensammelnden erbschaftsverwaltenden „Notar“ geschriebene Antwort:
♦♦♦
Von einer Dame,
Mardina Fheichol oder Fheichola, wurde mir eine Schenkung in Höhe von 350.000
Euro angeboten. Ich hatte niemanden um solche Schenkung gebeten; doch da man
sie mir angeboten hatte, lehnte ich nicht ab.
Ich erhielt dann
von einem Notar namens Frank Beton einen "Akt der Schenkung" aus
einem in Berlin gelegenen Notariat; Briefkopf in fehlerhaftem Französisch. Laut
diesem, insgesamt recht wirren, Dokument ist "der Unterzeichnete: Mardina
fheichola, geboren am 11. August 1958"...
Das war alles so
wirr, dass ich mich nicht weiter damit abgeben wollte, geschweige denn die
verlangte Gebühr von 235 Euro bezahlen.
Ich betrachtete
die Sache als erledigt; doch dann ging es trotzdem weiter.
Der erste Notar
wurde irgendwie „ausrangiert“ (zum Plausch und weil ich grad Zeit hatte, machte
ich auf einige besonders ins Auge fallende „Irrsinnigkeiten“ aufmerksam;
vielleicht hatte man verstanden, daß das so nicht geht); und dann erhielt ich
von Ihnen ein weiteres Dokument, auf welchem "der unterzeichnende frau
Mardina Fheichol, geboren am 31.Mai 1940 in Deutschland..."
In dem von Herrn Beton erstellten Dokument war sie oder er am 11. August 1958 geboren. Ein fürwahr
beträchtlicher Altersunterschied für eine und die gleiche Person.
Ich bin kein
Jurist; aber selbst als Nicht-Jurist fällt es mir schwer, dieses Durcheinander
ernstzunehmen.
Und es fällt mir
schwer, bei dieser Wirrnis an eine reale Schenkung zu glauben.
Sollte trotzdem
eine für mich bestimmte Schenkung vorhanden sein - machen wir es so, wie ich
vorgeschlagen habe: Sie bezahlen für mich die anfallenden Gebühren in Höhe von 196 Euro; und nach Erhalt der 350.000
überweise ich Ihnen 10.000 Euro.
Wenn keine zu
schenkende Summe vorhanden ist, oder wenn Sie die 196 Euro nicht vorstrecken
wollen - vergessen wir die Sache, und Sie lassen mich weiterhin in Ruhe.