пятница, 18 июля 2014 г.

Moskauer Fahrkartenkontrolleure

Trolleybus

In Deutsch: Dürfen Fahrkartenkontrolleure erwischte Schwarzfahrer durchsuchen?

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Das Weltgeschehen wird von Tag zu Tag absurder und auch blutiger.

Absurd auch, mit welcher fanatischer Bereitwilligkeit der Großteil des westlichen Publikums jeden Quatsch, den seine Politiker und Massenmedien ihm liefern, zu schlucken pflegt und sich in einem merkwürdig dumpfen realitätsabweisenden Behagen einigelt.

Ja nu: sollen sie.

Wollte, glaub ich, von weniger Besorniserregendem berichten.

Wo waren wir stehen geblieben?

Ach so, ja.

An manchen Tagen gestatte ich mir, mir alles egal sein zu lassen. Überflieg die Nachrichten, weil es anders nicht geht, und weiche aus auf Nebensächlichkeiten.

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Auf einer russischen Nachrichtenseite sah ich – offenbar in Verbindung mit irgendeinem Zwischenfall – als Schlagzeile die Frage: ob ein Fahrkartenkontrolleur einen erwischten Schwarzfahrer durchsuchen darf.

Prompt fielen mir drei Erlebnisse ein mit Moskauer Fahrkartenkontrolleuren; alle aus den neunziger Jahren:

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Das erste: Zwei Fahrkartenkontrolleure betreten den Bus und laufen eilig die Sitzreihe entlang. Bei jedem Sitz rezitieren sie ihr "билеты, пожалуйста", "die Fahrkarten bitte", und eilen weiter. Ich greif in die Tasche nach meiner Fahrkarte; und schon sind sie heran. "Билет, пожалуйста". Kurz geguckt, und weiter zum nächsten. Meine Fahrkarte haben sie nicht gesehen; konnten sie gar nicht, da ich sie noch nicht hervorgeholt hatte. Aber sie taten, als ob sie gucken.

Im Nu waren sie durch und stiegen an der nächsten Haltestelle aus.

Stachanowismus nannte man das, glaub ich, zu Sowjetzeiten.

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Das zweite: Der Bus hielt an einer roten Ampel. Die Ampel schaltete auf Grün; doch der Bus fuhr nicht weiter. Blieb einfach stehen. Über Lautsprecher verkündete der Fahrer, daß an der Haltestelle hinter der Kreuzung Kontrolleure warten; wer keine Fahrkarte hat, soll jetzt besser eine kaufen oder aussteigen.

Einige gingen nach vorn und kauften; jemand stieg aus.

Der Bus fuhr weiter; und hinter der Kreuzung stiegen tatsächlich Kontrolleure ein. Stockbesoffen waren die. Mit der Umständlichkeit von Besoffenen schauten sie sich jede einzelne Fahrkarte genau an; und als sie alle kontrolliert hatten, stiegen sie aus.

Als sie weg waren, sagte der Fahrer über Lautsprecher, daß die schon den ganzen Tag in jenem Bezirk herummachen und sich während der Arbeit vollaufen lassen.

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Das dritte: Zwei Kontrolleure erwischten eine junge Frau, die ohne Fahrkarte unterwegs war. Sie saß direkt hinter mir; so daß ich das sich entwickelnde Gespräch in allen Einzelheiten mitbekam. Die Kontrolleure gaben zu verstehen, daß sie gegen eine kleine Gegenleistung gerne bereit sind, die Schwarzfahrt zu vergessen; die junge Frau war nicht abgeneigt, und zu dritt verließen sie den Bus.

Diese dritte Episode inspirierte mich mit einiger Verspätung zu der Erzählung "Die Schwarzfahrerin" (in der natürlich alles viel komplizierter ist und sich auch ganz anders entwickelt)

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Rußland halt. Wo jeder lockere Quatsch möglich iss, aber – sogar bei der heutigen weltweiten Idiotie – auch positive Entwicklungen nicht auszuschließen sind.

Im Gegensatz zu der westlichen Situation; da ist alles zu verkrustet und festgefahren, als daß irgendwelches Menschliche sich noch seinen Weg bahnen könnte.

Und selbst der Unsinn wird nach und nach verstaatlicht.

Hoff nur, dass der Westen Russland nicht in seine verkrustenden Moräste mit hineinzieht.

Nur um zu sagen.

Selbst am Quatsch kann man sich nicht mehr ungezwungen erfreuen.

Iss aber egal.

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So isses.