Obiger in Odessa
geknipster Kater
hat mit der hier behandelten Angelegenheit nichts zu tun;
aber
das macht nichts
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Nachdem ich monatelang nur übersetzte,
langatmige g’scheite Sachen und kurzgefassten Blödsinn schrieb,
kümmere ich mich nun wieder um meine längeren Texte.
Im Nachfolgenden der Anfang der Skizze zu einer Erzählung
von der Prinzessin Susanne.
Veröffentlicht,
um mir selbst wieauch all denen, die es interessieren könnte,
durch die Tat zu beweisen, daß ich es ernst meine.
♣♣♣
Susanne war eine
schöne Königstochter, der es im Schlosse ihres Vaters überhaupt nicht gefiel,
und die – was ihr noch viel weniger gefiel – nach dem Tode ihres Vaters Königin
werden sollte.
Da es ihr vor dem dümmlichen Hofzeremoniell und den
katzbuckelnden Dienern grauste, hielt sie sich so wenig als möglich im Schlosse
auf, spazierte durch die Aue und Felder und Dörfer des Reiches und unterhielt
sich mit den Leuten. Und kam zu dem Schlusse, daß man diesen Bauern und Müllern
und Handwerkern nur helfen müsste, untereinander ihre Tätigkeiten abzustimmen
und zu organisieren; daß man noch einen Verwaltungsapparat organisieren sollte,
der dafür sorgt, daß die Abmachungen, die sie untereinander abschließen, auch
eingehalten werden, und auch, daß sie sich gegenseitig nicht berauben oder
umbringen; dann noch für den Betrieb des Verwaltungsapparats etwas Steuern erheben;
und fertig. Und daß es dazu keines solch riesigen Schlosses bedarf mit dummem
König und katzbuckelnden Dienern.
Daß ihr Vater dumm war, hatte sie bemerkt;
und sie vermutete, daß er nur deswegen verblödet ist, weil er nichts Rechtes zu
tun hat und weil er von solch dummen Dienern umgeben ist. Vielleicht würde sie,
wenn sie Königin ist, die katzbuckelnden Diener rauswerfen, damit sie draußen
einer ehrlichen Arbeit nachgehen, würde für sich und ihre Familie im Schloss
ein paar Räume übernehmen, und die übrigen Räume als Werkstätten, Markthallen,
Herbergen zur Verfügung stellen? Und bis dahin sich überlegen, wie man mit
geringer Organisation den Leuten ein normales Leben ermöglichen kann? Aber
sicher würde man sie nicht lassen. Als Königin wird sie nur nach außen hin
Macht haben, und in Wirklichkeit von dem in Traditionen eingemauerten Hofstaat
am Gängelband geführt werden. Sie hoffte, daß sie sich rechtzeitig was
ausdenken kann.
Eines Abends, als
sie nach langem Spaziergang durch die Auen und Felder und Dörfer ins Schloss
zurückkam, war dort alles hell erleuchtet und sehr feierlich. Und sie erfuhr,
daß der Prinz Emil, der Thronfolger des benachbarten Königreiches, um ihre
Hand angehalten hat, und daß ihr Vater zugesagt hat, da solcherart beide
Königreiche zusammengelegt werden.
Den Emil zu
heiraten hatte sie nicht die geringste Lust. Der war noch dümmer als ihr
Vater; und war ihr Vater möglicherweise durch sein Leben als König mit der Zeit
verblödet, so war der Emil offensichtlich von Natur aus dumm.
Und das
allerschlimmste war: Schon im kommenden Monat sollen sie heiraten. Sie wird nun
überhaupt keine Zeit mehr haben zum Nachdenken.
Am folgenden Tag
ging sie gleich nach dem Frühstück hinaus in den Wald; und im Walde traf sie
einen alten Mann, der sie fragte, warum sie so traurig ist. Sie erzählte ihm
ihr Leid; und daß, weil das alles nun plötzlich so schnell geht, sie keine Zeit
mehr hat, sich klar zu werden, was sie machen soll. Und auch flüchten kann sie
nicht, da sie dauernd beobachtet wird und man sie nicht über die Grenzen des
Reiches hinauslassen wird.
Sie deutete auf
zwei bewaffnete Reiter, die hinter ihr in hundert Schritt Entfernung warteten,
und sie weinte sehr.
Der Alte sagte
tröstend, es werde alles gut werden, und eilte davon.
Susanne wunderte
sich, wie schnell dieser alte Mann laufen kann, und setzte, gefolgt von den
beiden bewaffneten Reitern, ihren Weg fort.
Der alte Mann
aber war kein alter Mann, sondern Ürdük, der König der Waldgeister. Er hatte
von ihrem Unglück erfahren und wollte, als alter Mann verkleidet, aus ihrem
eigenen Munde hören, was los ist. Ürdük fand, daß Susanne viel zu begabt ist,
als daß man sie in einem langweiligen Königsschlosse an der Seite eines dummen
Königs verkommen lassen dürfte, und hatte beschlossen, sie zu retten.
Geschrieben wurde schon viel mehr;
aber damit es nicht zu lang wird, brechen wir hier ab.
Iss ja sowieso alles erst im Skizzenstadium.