(Mitunter amüsant bis anregend,
sich die Verbindungslinie zu
vergegenwärtigen von Entwicklungen,
deren einzelne Stationen auf dem ersten
Blick
wenig bis gar nix miteinander zu tun haben)
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Die Ursprünge meiner Erzählung „Urwaldidylle“ reichen zurück
bis in die Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. So lange ist das
her.
Ihr Entstehen verdankt sie dem Deutschunterricht, mit dem
ich damals, in Moskau lebend, ein paar deutschinteressierte Freunde und
Bekannte in die Geheimnisse der deutschen Sprache einzuführen bemüht war; und
bei diesem Deutschunterricht benutzte ich, der Einfachheit halber, als
Unterrichtsmaterial eigene Texte.
Darunter auch mein Opus „Wie ich den König vom Pferd schubste“.
In dieser Erzählung gibt es ein Hoffräulein, welches an den
Beinen aufgehängt und schließlich geheiratet wird und von der fast alle
begeistert waren.
Die Begeisterung übertrug sich auch auf mich; und unter
ihrem Einflusse beschloß ich, dem Hoffräulein eine eigene Erzählung zu widmen.
Das beschränkte sich zunächst auf ein paar flüchtige
Skizzen; und wie dann nach gelegentlichen Anläufen und einigem Hin und Her das
Hoffräulein endlich ihre eigene abgerundete Erzählung hatte, da war sie schon
nicht mehr Hoffräulein, sondern Prinzessin.
Hatte sie auch redlich verdient.
Wann die Urwaldidylle in ihrer jetztigen Form ihren Abschluß
fand – weiß ich nicht mehr; war vermutlich schon in Tbilissi. Weiß nur, daß trotz
russischsprachigem Alltag alles rein in Deutsch geschrieben wurde, ohne
parallele russische Version, alsda ich im Russischen noch nicht genügend
beweglich war, um Belletristik zu schreiben.
Später schrieb ich auch eine russische Version, und in
Deutsch wie in Russisch wurde die Idylle online und auch auf Papier
veröffentlicht. Die derzeitige deutsche Version findet man hier.
♦♦♦
Vor
vier Jahren schrieb ich für eine russisch-armenische Gruppe auf Grundlage
dieser Idylle die Skizze zu einem Szenario. Die vorgesehene weitere Arbeit
blieb bereits im Ansatz stecken, und ich vergaß die Sache.
Dafür
machte das zur Prinzessin avancierte einstige Hoffräulein sich selbständig und
ging ohne mich auf Wanderschaft, die sie sogar bis nach Hamburg führte; was
alles über ein paar Umwege zur Folge hatte, daß man hier in Montenegro, zunächst
unabhängig von mir, den Entschluß faßte, die Sache zu verfilmen.
Im Frühjahr
letzten Jahres war das; Näheres zu dieser Episode unter „Von Marsmenschen, Urwaldidyllen und Schweinefällen“.
Unter
anderem gab es dann eine ganztägige Expedition, wo wir nach einem Baum suchten,
auf welchem die Kannibalen, wie das Drehbuch es verlangt, die Prinzessin jagen
können.
Einen solchen Baum fanden wir nicht; doch hab ich während dieser
Expedition fleißig fotografiert. Nach Lust und Laune knüpfte ich mir im
Weiteren ab und zu ein solches Foto vor, bearbeitete es und veröffentlichte es
auf Flickr. Sogar einen eigenen Ordner hatte ich für ebendiese Fotos dort –
unter dem Namen „Baumsuche“ –
eingerichtet.
♦♦♦
Vor ein
paar Tagen wurde ich auf der Straße von einem Unbekannten mit der in
gebrochenem Russisch gestellten Frage angesprochen: ob ich Russe bin?
Der
Einfachheit halber bejahte ich: denn warum sollte ich kein Russe sein?
Er
erzählte mir, daß er in interessanter Lage ein Grundstück zu verkaufen hat.
Meine Antwort, daß ich kein Geld habe, nahm er weiter nicht tragisch. Sollte
ich jemanden kennen, der interessiert ist, und wenn ich vermittle, würde er mir
was abgeben.
Er zeigte mir dann auf seinem IPhone ein paar Fotos von dem
Grundstück. Ich erkannte es sofort wieder: das war ein Landstück, von dem ich
während jener Baumsuche eine große Menge Fotos geschossen hatte; ein paar hatte
ich bereits verarbeitet und auf Flickr veröffentlicht (siehe obiges Titelfoto).
Er
gab mir seine Visitenkarte, und ich versprach, mich zu melden, falls sich
zufällig jemand finden sollte.
Ein
paar Stunden später liefen wir uns, offensichtlich auch von ihm unbeabsichtigt,
noch einmal über den Weg.
Ich
begann dann, weitere Fotos von jenem Landstück zu bearbeiten und zu
veröffentlichen, und fügte auch die genaue geographische Lage ein. Kostet mich
ja nix, außer etwas Arbeit, und verpflichtet mich auch zu nix.
Und wurde
dann doch neugierig. Vorgestern trafen wir uns wieder; diesmal nach telefonischer
Vereinbarung; und er hatte entsprechende Unterlagen dabei.
Nun
liegt auf meinem Schreibtisch eine Karte, auf welcher das Grundstück eingezeichnet
ist. Das wäre der gesamte auf obigem Foto sichtbare Bereich des aus dem Wasser
ragenden bzw. von dem Fluß Crnojevića umflossenen Hügels und erstreckt
sich weiter in den Hintergrund. 80 Hektar insgesamt. 15 Euro pro Quadratmeter.
Wer 12 Millionen übrig hat und sich an exotischem Orte ein Wochenendhaus bauen
will, kann sich melden.
Oder ein gemeinsames Touristikunternehmen könnte man bei
entsprechender Investition; auch daran wäre er interessiert. Er selbst
organisiert sportliche Abenteuerexkursionen; die Visitenkarte, die er mir
gegeben hat, bezieht sich auf Wildwasser-Kanu.
Über einen Makler will er das nicht machen. Einen hiesigen
Immobilienmakler, den ich kenne, kennt er auch; aber er will das privat organisieren.
Viel Volks kennt er; sogar in unserem Außenseiterzentrum ist er, in irgendeiner
Angelegenheit, mal gewesen; Wladimir ist ihm flüchtig bekannt. Mich selbst hat
er früher nie getroffen; er sprach mich an, weil ich aussah wie ein Russe, der
über Mittel oder Beziehungen verfügen könnte.
Seinen Sympathien nach ist er eher rußlandorientiert; am
liebsten würde er an Russen verkaufen oder mit Russen ein gemeinsames
touristisches Unternehmen aufziehen. Was mir aufgrund der politischen Situation
allerdings kaum machbar scheint.
Überhaupt seh ich in der krisengeschüttelten
unsicherheitsgeprägten weltweiten Situation wenig Chancen, die Sache zu
verkaufen oder ein internationales Touristikunternehmen aufzuziehen.
Aber ich werd mich trotzdem, mehr so nebenbei, drum kümmern.
Immerhin so etwas wie sinnvolle Bewegung. Vielleicht ergibt sich tatsächlich
irgendwas in Richtung des Angestrebten; vielleicht auch eröffnen im Zuge solcher
Bewegung sich irgendwelche ganz andere Wege.
♦♦♦
So isses
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