Momentaufnahme aus dem Leben einer zufällig herausgegriffenen Einzelperson in den Wirbeln des westöstlichen Wirrwars während des heranreifenden Großen Chaos;
verfasset aus einer Laune heraus, ohne jegliches Wissen, für wen oder für was das gut sein könnte.
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Besagte zufällig
herausgegriffene Einzelperson wurde in einem westlichen Lande geboren und
schlug sich in der Folge, ohne zu verstehen, was genau los ist und worum es
geht, jahrelang hilflos unbeholfen als Fremder unter Fremden in jenen Breiten durchs
Leben. Als es ihn schließlich nach Rußland verschlug, fühlte er sich zum ersten
Mal im Leben irgendwo halbwegs zu Hause, und begann langsam, ganz langsam zu
sich zu kommen.
Es ergab sich dann so dieses und jenes; doch um all dieses
Dieses und Jenes richtig aufgreifen zu können, hätte er in den westlich Breiten,
von denen er herkam, einen gewissen Rückhalt gebraucht; und einen solchen
Rückhalt konnte es naturgemäß nicht geben.
So krachte denn alles zusammen.
Da er inzwischen etwas besser durchblickte als früher und
auch eine gewisse innere Beweglichkeit entwickelt hatte, konnte er das
hereinbrechende Durcheinander irgendwie überstehen und sich darin sogar dabei weiterentwickeln.
– Die Situation in jenen Breiten, in denen er so lange unbeholfen hilflos
herumvegetiert hatte, hatte er von außerhalb genügend gut durchschaut, um zu
verstehen, daß das in einer wie auch immer gearteten Katastrophe enden muß; so
daß das nunmehr heranrückende Große Chaos ihn weiter nicht erstaunen kann.
Zur Zeit erlebt er das weltweite Chaos, äußerlich
eingeklemmt an einem Schnittpunkt zwischen westlichem und östlichem Wahnsinn
und innerlich bemüht, irgendwie die Übersicht zu behalten, von Montenegro aus.
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Weiter nun in der Ich-Form:
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Die angekündigte Momentaufnahme entstand auf Grundlage einer
vor kurzem in meinem russischen Blogveröffentlichten russischsprachigen Momentaufnahme. Für die deutsche
Version wird sie nun teils abgeändert, teils erweitert, teils gekürzt, teils
einfach übersetzt.
Einfach so. Genau wie das russische Original, das auch
einfach so entstanden ist. Aus einer Laune heraus; für wen auch immer, den oder
die solche Momentaufnahme interessieren könnte.
Der russische Text entstand auf Grundlage eines längeren
Briefes, den ich an drei Mitstreiter von der literarischen Front geschrieben
hatte. Auf nebenstehendem Foto sieht man die Adressaten jenes Briefes.
Geknipst wurde das Foto in Tbilissi während der gemeinsamen Arbeit (wenn ich
mich nicht täusche wurde da grad die georgische Übersetzung meine Erzählung
"Biana" besprochen; näheres siehe hier)
Denn mal los…
♣♣♣
Ich hab den Eindruck, daß irgendwelche umfassende
Veränderungen anstehen. Sowohl in meinem persönlichen Leben als auch – und vor
allem – in der weltweiten Situation. Die einstmals heimischen, halbheimischen
europäischen Breiten werden, so weit ich det verstehe, wohl kaum an einer sozialen
Katastrophe vorbeikommen. Nicht unbedingt im Sinne eines dritten Weltkriegs,
sondern eher in Form eines innereuropäischen Gemetzels. Zur Zeit ist es noch verhältnismäßig
ruhig; doch die Ruhe scheint trügerisch.
Was meine persönliche Situation betrifft – keine Ahnung, was
da im Busch ist. Ich spüre, daß irgendwelche Veränderungen heranreifen, und ich
weiß, daß das so nicht weitergehen kann. Aber was für Veränderungen und in
welche Richtung – weiß der Teufel. Ist alles sehr unverständlich; doch dafür
habe ich mehr Kraft als früher, und blick besser durch. Das heißt, ich blick
besser durch bei dem, was ist; was das Künftige betrifft, so laß ich mich überraschen.
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Jeden Tag schreib ich; in Russisch, in Deutsch; hauptsächlich
allen möglichen Kleinkram: Ernsthaftes, Halbernsthaftes, Verrücktes. Vor kurzem
erfand ich drei altgriechische Weisen (Hypsopystos, Pystohypsos, Ephemistos).
Anfangs schrieben sie nur in Deutsch; im Weiteren dann auch in Russisch. Mit
Altgriechisch haben sie Probleme.
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Unsere
filmischen Pläne hab ich, glaub ich, schon mal erwähnt (näheres hierzu findet
man hier). Das war nicht meine Idee,
sondern die Idee meiner hiesigen Freunde. Selbst schrieb ich zwei Skizzen zu
Szenarien; eins zu einer halbstündigen Urwaldidylle (die deutsche Version der
zugrundliegenden Erzählung findet man hier),
und, was ganz kurzes, zu einem Schweinefall (deutsche Version siehe hier). Anschließend verstanden wir, daß
es trotz vorhandener professioneller Kamera und professioneller Kameraleute gar
nicht so einfach sein wird, solche Kurzfilme zu drehen. Um zum Beispiel die
Prinzessin mit den Kannibalen im Baum gefahrlos zu filmen, braucht es eine
Hebebühne. Und wie man die vielen herunterfallenden Schweine filmen sollte –
davon hatte sowieso niemand eine Ahnung.
Dafür liegt bei
mir nunmehr eine professionelle Videokamera. Bei eingeschalteter Automatik kann
ich sogar damit filmen; und was es mit all diesen Feinheiten in der
halbautomatischen und manuellen Einstellung auf sich hat – ist mir alles zu
hoch. Ansonsten ist sogar ein professionelles Stativ vorhanden; was doch sicher
sehr gut ist. Vielleicht findet das alles noch seine Verwendung; doch vorerst
haben wir die betreffenden Pläne auf Eis gelegt.
♦♦♦
Vor einem Jahr
fand ich zufällig alte Notizen zu einer unerwarteten Reise nach Wolgograd
(durch welche, genauso unerwartet, mein ganzes Leben umgekrempelt wurde). Ich
begann, jene Notizen portionsweise zu bearbeiten und in der Klamurke zu
veröffentlichen; anschließend tat ich noch verstreute weitere in Rußland
entstandene oder Rußland betreffende Anmerkungen hinzu. Ohne auch nur die
geringste Ahnung zu haben, wozu das gut sein könnte; machte es einfach (wie so
vieles andere auch). – Im Weiteren beteiligte sich ein Facebook-Bekannter, der
in Samara – nicht so weit weg von Wolgograd, ein Stück wolgaaufwärts –
aufgewachsen ist und als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Deutschland
emigriert war. Er fand das interessant und machte sich daran, es ins Russische
zu übersetzen (das Material war praktisch vollständig in Deutsch). Seine
Übersetzungen waren etwas zu sehr wortwörtlich; ich mußte das in solchem Maße
redigieren, daß ich es auch selbst hätte übersetzen können; doch ohne ihn hätte
ich gar nicht mit Übersetzen angefangen. Inzwischen ist wieder alles zum
Stillstand gekommen; aber einiges ist veröffentlicht (wozu auch immer das gut
sein sollte).
Gleichfalls über
Facebook fand ich den deutschen Fotografen, der am Anfang jener Reise dabei war
und viel fotografierte. Zunächst war er interessiert; es gab Ansätze von
Plänen, einen illustrierten Bericht auszugestalten. Doch als dann alles fertig
war und online, antwortete er nicht mehr; möglich, daß es nicht ganz das war,
was er erwartet hatte.
Weiter nicht
schlimm; was veröffentlicht ist, lasse ich so, wie es ist; vielleicht mach ich
irgendwann weiter, vielleicht auch nicht. So oder so ziehe ich es vor,
Belletristik zu sehreiben.
Jenes Material
kann man bei Bedarf hier finden.
♦♦♦
Immer wieder
kommen mir Fragen hoch bezüglich Sinn und Unsinn meiner Schreiberei; vor allem,
was die Belletristik betrifft. Vor kurzem grübelte ich speziell über eine
bestimmte Komponente meiner Belletristik, die mir zwischendurch ganz besonders
fragwürdig scheint.
Als Resultat
dieser Grübelei gewann ich den Eindruck, daß es wohl richtig ist, weiter
Belletristik zu schreiben, und daß eben diese mir zwischendurch fragwürdig
scheinende Komponente durchaus ihren Sinn hat.
Damit ich nix vergesse, machte ich mir eine kurze Notiz, die da lautete (das Gegrübel war in russische Atmosphäre und Sprache getaucht):
"Во всех заблуждениях сохранить человеческий облик"
***
In Deutsch:
"In allen Verirrungen das menschliche Antlitz bewahren"Ohne diese Notiz hätte ich alles wieder vergessen und hätte den Faden nicht wieder aufgreifen können.
***
Vor einiger
Zeit unterhielt ich mich mit Wladimir über mein Geschreibe. Wladimir betonte,
daß er meine erotischen Grotesken in Ordnung findet: da sie von einer gewissen
"Philosophie" durchsetzt sind. Und daß ein ähnlicher Inhalt ohne
solche "philosophische Atmosphäre" geschmacklos wäre. –
Einverstanden.
***
Und nun schauen
wir uns das Thema mal von einer anderen Seite aus an, ohne
"Philosophie": Vor ein paar Jahren verfolgten Jemal und ich –
hauptsächlich aus finanziellen Erwägungen heraus – Pläne, für das deutsche
erotische Internetportal "Erozuna" eine russische Filiale zu
schaffen.
Über mehrere
Monate hinweg waren wir Tag für Tag am Werken. Wir sichteten Texte (ich selbst
hatte damals noch nicht ganz so viel Geeignetes geschrieben), übersetzten,
kümmerten uns um Kontakte, überlegten bevorstehende organisatorische Fragen,
und wo weiter…
All diese Texte
waren fast ganz ohne "Philosophie"; doch stellenweise spürte man ein
gewisses Talent. Wir stellten einen Kreis von Autoren zusammen, die uns
entwicklungsfähig schienen und von denen wir hofften, daß wir sie im Laufe der
Arbeit "umerziehen" können.
Der Sache nach
näher (wenn auch geographisch am weitesten weg) war ein Fotograf aus dem Ural,
der in Erozuna erotische Fotos veröffentlichte. Seine Fotos waren auf gutem
künstlerischem Niveau, ohne die geringste Abgeschmacktheit; und sein Portfolio
bestand größtenteils aus beeindruckenden Fotos von den Landschaften aus dem
Ural. Nun, ganz allgemein: ein intelligenter differenzierter Mensch mit weitem
Horizont. Er mischte sich wenig bis gar nicht ein; doch vermittelte er eine
gewisse Sicherheit: daß wir in unserem Streben nach Qualität, nach
"Philosophie" nicht allein sind.
Doch mußten wir
dann letztendlich unsere diesbezüglichen Pläne, unsere "Violette
Auster" – wie wir unser Projekt getauft hatten – aufgeben, da es sich als
unmöglich erwies, das angestrebte Niveau zu halten.
Neugierdehalber hab ich mal über Google nach unserer einstigen Auster gesucht. Fand sie sofort. Es gibt sie noch immer; wie es scheint: sogar recht aktiv. Hier das Link. Im Text über dem Bild in der Mitte bedankt man sich bei mir und bei Igor Amelkowitch (dem Fotografen aus dem Ural). Dshemal hat man vergessen.
***
In meinen
erotischen Grotesken wimmelt es von Masochistinnen verschiedensten Grades; bis
hin zu Philophaginnen. Das iss nu mal so.
Im Zuge der
allgemeinen Buntheit werden die Masochistinnen so langsam salonfähig. Ich krieg
das nur am Rande mit; obwohl ich selbst erotische Grotesken schreibe les ich
nur wenig erotische Texte und schau mir kaum erotische Filme an.
Die wenigen
Masochistinnen, die ich in Literatur und Film so erlebte, sind für meinen
Geschmack alle zu einfach gelagert: zu wenig Tiefgang, zu schwach, zu uninteressant.
Meine Masochistinnen
sind intelligent, eigenständig, mit verstehendem Blick für die Tiefen und
Untiefen des Lebens; meist sogar intelligenter und stärker als die Männer, denen
sie sich unterwerfen.
Meinem
Dafürhalten nach haben nur solche Masochistinnen das Recht, als Heldinnen zu
fungieren in Literatur und Film; eben sie schaffen die seelische Weite für Unsinn
und Verirrungen mit menschlichem Antlitz; eine Weite, in welcher nebenbei auch
noch genug Platz ist für sonstiges, sogenanntes Vernünftiges.
***
Eben. Nicht
vor dem sogenannten Bösen und all den damit verbundenen Verrücktheiten Reißaus
nehmen, sondern, so man sich angesprochen fühlt, sich ihnen stellen, aufdaß man
sie veredle und sie verwandle in Verrücktheiten mit menschlichem Antlitz.
♦♦♦
So isses.
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