Solowjezki-Kloster
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Obiges Foto hab ich online vom Webcam des Solowjezki-Klosters geklaut.
Da ich Anfang der neunziger Jahre in dem wiederauferstehenden Solowjezki-Kloster Filmaufnahmen organisiert hatte, müßte ich im Prinzip genügend eigenes Bildmaterial zur Hand haben. Im Prinzip; doch de facto hab ich in diesem fernen Montenegro gar nix Eigenes zur Hand, weder Fotos noch Filmaufnahmen.
Und da der weiter unten erwähnte Bekannte professioneller Fotograf ist, könnte ich ihn bitten, mir was zu schicken. Aber das würde dauern; und da mir schon mal der Gedanke kam, dies zu veröffentlichen, will ich es sofort tun (danämlich sonst die Gefahr besteht, dass ich es bleiben lasse.).
Belassen wir es denn bei der geklauten Webcam-Momentaufnahme.
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Aus zwei vor einem Jahr geschriebenen Briefen
über
Resignation und deutsche Propaganda
an den Ufern des Weissen Meeres.
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Brief I
Gestern meldete sich unerwartet per Skype ein russischer
Bekannter, der in den neunziger Jahren, mehr oder weniger versehentlich, mit
seiner Familie nach Deutschland ausgewandert war. Seine Frau hat sich mitsamt
Töchtern sehr gut eingedeutscht; er nicht. Vor ein paar Jahren kaufte er sich
im hohen Norden, am Weißen Meer, eine Hütte und lebt nun dort. Ganz alleine.
Inzwischen
hat er sogar Internet.
Aber interessant bis schockierend, auf welchen Wegen er sich
über die Weltlage informiert. Da er in Deutschland lebte, spricht er Deutsch;
da er Internet hat, kann er den deutschen "Spiegel" lesen. Und den
liest er. Online. Und kam darüber ganz durcheinander.
Daß dank dem Spiegel seine Sicht auf die Weltlage, gelinde
gesprochen, etwas verzerrt ist, ist klar. Aber zum Glück merkt er, daß da was
nicht stimmt. Kommt ja selbst aus der Journalismus-Ecke; bevor er versehentlich
nach Deutschland auswanderte, unterrichtete er am Journalismus-Institut
Fotografie. Schreibt auch selbst.
Ich klärte ihn, so gut das in einem kurzen Skype-Gespräch
möglich war, in allgemeinen Umrissen auf. Versprach, ihm Adressen zu schicken
von objektiveren Informationsquellen.
Er war dann etwas verstört; fand, daß wir, er und ich also,
doch eigentlich Schriftsteller sind und uns nicht um Politik kümmern sollen.
Meinen Einwand, daß man ohne Bemühen um ein objektives Bild von der Weltlage
auch nicht richtig Schriftsteller sein kann, nahm er immerhin zu Herzen.
Verrückt, was man alles so erlebt. Deutsche Propaganda an
den Ufern des Weißen Meeres...
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Brief II
Gestern meldete sich wieder per Skype mein Bekannter aus
seiner Hütte am Weißen Meer. Langes Gespräch, nach dem ich erst mal wieder
erledigt war.
Sieht schlimm aus da oben in den Provinzdörfern. Alkoholismus,
Destruktivität. Durchschnittliche Lebenserwartung fuffzig Jahre. Überall
zerfallende Klöster. Ja nu; einstiges Einzugsgebiet des Solowjezki-Klosters.
Bin kein Kirchenmensch; aber ich kenn die Geschichte und weiß um die Rolle
dieses Klosters, in dessen Einzugsgebiet es keine Leibeigenschaft gab;
zumindest so lange nicht, alsbis im Zusammenhang der Kirchenspaltung die Moskauer
das Kloster nach siebenjähriger Belagerung, der „Соловецкое сиденье"
einnahmen und auf ihre Weise für Ordnung sorgten. Ich meine die damaligen
Moskauer, über dreihundert Jahre sind das nun her. Später wurde ja dann dieses
einstige Kulturzentrum zum ersten sowjetischen Konzentrationslager. Hab Anfang
der neunziger Jahre dort Filmaufnahmen organisiert; sah im Staub vergrabene
Kanonen, mit denen die Mönche sich gegen die damaligen Moskauer, ja nu отстреливались,
verteidigten.
Und nun überall Ruinen von Klöstern; Leute, die außer Saufen
nichts mit sich anzufangen wissen. Primitivität. Destruktivität.
Mein Bekannter sieht das; aber er ist auf seine Weise selbst
destruktiv.
Und bezieht seine Information aus dem Spiegel.
Mist, verfluchter.
Heute wachte ich sehr früh auf; frische Gedanken waren da zu
ebendiesem Thema; wollte früh aufstehen, schreiben; war noch nicht sicher, ob
in Deutsch oder Russisch (je nach Sprache hätte es auch eine jeweils eigene
Gewichtung gegeben).
Doch dann schrieb ich weder in Deutsch noch in Russisch,
sondern verhedderte mich in allem möglichem unwichtigem Kleinkram."
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So isses
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